Im Atomzeitalter
Anfang 1949 wird das Kaiser-Wilhelm-Institut in Max-Planck-Institut für Metallforschung (MPI-MF) umbenannt. Das Institut findet bald Anschluss an die internationale Forschung.
Die wachsende Bedeutung der Festkörperphysik verändert die Forschungsschwerpunkte.
Die Einrichtung einer Abteilung für Sondermetalle 1958 macht das MPI-MF zu den Pionieren der Kernreaktorforschung in der Bundesrepublik Deutschland.
Chronik
1949: Umbenennung in Max-Planck-Institut für Metallforschung
1953: Auflösung des Instituts für Physikalische Chemie
1958: Einrichtung einer Abteilung für Sondermetalle
1959: Neue Abteilung für Metallphysik; Eröffnung des Neubaus für Sondermetalle
Chronik
1949: Umbenennung in Max-Planck-Institut für Metallforschung
1953: Auflösung des Instituts für Physikalische Chemie
1958: Einrichtung einer Abteilung für Sondermetalle
1959: Neue Abteilung für Metallphysik; Eröffnung des Neubaus für Sondermetalle
Vom KWI zum MPI
Nach dem Krieg steht die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) wegen ihrer Verstrickung in das NS-Regime und ihrer Rolle in der Rüstungsforschung vor der Auflösung. In der britischen Zone entsteht deswegen im September 1946 die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) als neuer organisatorischer Rahmen für die dort befindlichen Kaiser-Wilhelm-Institute (KWI).
Als diese Gesellschaft am 26. Februar 1948 auf die amerikanische Zone erweitert wird, gehört das KWI für Metallforschung zu den Gründungsinstituten. Seit dem 1. Januar 1949 heißt es Max-Planck-Institut für Metallforschung (MPI-MF).
Vergangenheitspolitik
Das MPI für Metallforschung meidet eine Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit. In der 1949 nachträglich erschienenen Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des Instituts 1946 wird die eigene Rolle im „Dritten Reich“ verharmlost: Man habe in erster Linie Grundlagenforschung ohne Vorgaben betrieben. Die konkreten Rüstungsprojekte verschleiert die Festschrift. Der intensive Einsatz Werner Kösters zur Aufrechterhaltung des Rüstungsbetriebs bis in die letzten Kriegswochen ist kein Thema. Noch die Jubiläumsschrift von 1959 würdigt den einflussreichsten NS-Vertreter im Kuratorium, den SA-Mann Otto Fitzner, als „aufrichtigen Freund und Förderer der Metallwissenschaften“.
Augenfällig wird die Geschichtsklitterung bei einem Bild, das sich erstmals in der Jubiläumsschrift von 1949 findet: Werner Köster überreicht Max Planck den Ehrentrunk anlässlich der Eröffnung des Stuttgarter Instituts 1935. Der ebenfalls anwesende SA-Gruppenführer Carl Eduard von Sachsen-Coburg ist herausretuschiert. Erst 1989 erscheint das Original in einem Nachruf auf Köster, wenn auch ohne erklärende Einordnung. Erst die Forschungen von Helmut Maier im Rahmen des Forschungsprogramms der MPG zur „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus“ legen 2004/07 die Verstrickungen des Instituts offen.
Internationalisierung
Das MPI kehrt nach Abschluss des Wiederaufbaus 1950 in die scientific community zurück. Die Zahl der ausländischen Besucher steigt schnell an, ebenso die Einladungen von Institutsangehörigen zu internationalen Kongressen. Zwischen 1948 und 1958 arbeiten 29 ausländische Gastwissenschaftler am MPI, allein elf aus den USA und fünf aus Japan. Insgesamt wächst die Zahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter am Institut von 10 auf 16, das technische Personal von 37 auf 54.
Sondermetalle im Reaktorbau
Die 1949 gegründete Bundesrepublik Deutschland beginnt Mitte der 1950er Jahre mit der Entwicklung eigener Kernforschungsanlagen. Das MPI für Metallforschung ist früh Teil dieses Prozesses. Ab 1956 verhandelt das Institut über die Einrichtung einer selbstständigen Abteilung, die sich mit den metallkundlichen Problemen der für den Kernreaktorbau benötigten neuen Werkstoffe beschäftigen soll.
Im April 1958 nimmt die Abteilung für Sondermetalle unter Leitung von Erich Gebhardt die Arbeit auf. In der Seestraße 92 entsteht ein neues Gebäude, das im November 1959 eingeweiht wird. Die neue Forschungseinrichtung ist mit 52 Mitarbeiter*innen sehr gut ausgestattet. Einige der insgesamt zehn Wissenschaftler absolvieren eine spezielle Ausbildung in den USA. Von Anfang an arbeiten die Stuttgarter eng mit der Kernreaktor- und Betriebsgesellschaft in Karlsruhe zusammen und beteiligen sich an der Entwicklung des ersten in Deutschland gebauten Forschungsreaktors FR2.
In den 1950er Jahren wächst der Einfluss der Festkörperphysik, während die Bedeutung der physikalischen Chemie schwindet. Nach der Emeritierung Georg Grubes 1953 wird sein Institut für Physikalische Chemie aufgelöst. Die verbliebenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wechseln in das Institut für Angewandte Metallkunde, das einen 1956 eröffneten Anbau erhält.
Mit der Abteilung für theoretische und experimentelle Forschungen auf dem Gebiet der Metallphysik entsteht im Februar 1959 eine weitere physikalische Einrichtung am MPI-MF. Ihr Leiter Alfred Seeger übernimmt in Personalunion den neueingerichteten Lehrstuhl für Festkörperphysik an der TH Stuttgart.