Im Übergang
Unmittelbar nach dem Krieg beschlagnahmt die französische Militäradministration die Einrichtung des Instituts und wirbt Mitarbeiter*innen ab. In Stuttgart beginnt im Sommer 1945 der Wiederaufbau. Die drei Direktoren werden im September 1945 inhaftiert. Ihre Stellvertreter organisieren die Wiederaufnahme des Lehrbetriebs im Februar 1946 und die Instandsetzung des ersten Institutsgebäudes im Herbst 1947. Mit der Eröffnung des Anbaus ist der Wiederaufbau im Sommer 1949 abgeschlossen.
Chronik
1945: Beginn Besatzungszeit; Internierung der drei Institutsdirektoren
1947: Wiederherstellung des ersten Institutsgebäudes
1949: Wiederaufbau abgeschlossen
Abwerbeversuche
Französische Truppen besetzen Stuttgart am 21. April 1945 und wenige Tage später auch die Ausweichstandorte des Kaiser-Wilhelm-Instituts (KWI) für Metallforschung. Nur Schwäbisch Gmünd, wo das Institut für Physikalische Chemie der Metalle von Georg Grube untergekommen ist, liegt im Hoheitsgebiet der Amerikaner. Es beginnt ein Wettlauf französischer und amerikanischer Sondereinheiten um deutsche Spitzenforscher und Forschungseinrichtungen.
Auch das KWI für Metallforschung ist begehrt. Die drei Direktoren Werner Köster, Richard Glocker und Georg Grube entschließen sich, in Stuttgart zu bleiben und das weitgehend zerstörte Institut wiederaufzubauen. Bevor Stuttgart und der Kreis Reutlingen im Juni Teil der amerikanischen Besatzungszone werden, lässt die französische Militärregierung den Bestand der Institute von Köster und Glocker nach Schloss Tettnang am Bodensee bringen. So entsteht in der französischen Besatzungszone ein eigenes Metallforschungsinstitut, an dem auch mindesten neun Mitarbeiter*innen des KWI tätig sind.
In Haft
Am 12. September 1945 verhaften die Amerikaner die drei Institutsdirektoren Köster, Grube und Glocker. Sie werden acht bzw. neun Monate in Ludwigsburg interniert. Werner Köster erhält anschließend ein zweijähriges Berufsverbot. In seinem Entnazifizierungsverfahren erklärt er die Tätigkeit des KWI im „Dritten Reich“ zur Grundlagenforschung. Sein Engagement für Rüstungsforschung und -produktion bis Kriegsende verbirgt er. Bis zu Kösters Rückkehr im Sommer 1948 übernimmt Erich Gebhardt die Leitung des KWI für Metallforschung und organisiert den Wiederaufbau.
Weiterarbeiten, wiederaufbauen
Nach Kriegsende steht das KWI praktisch mittellos dar. Umfangreiche Forschungsaufträge der Firma WMF halten das Institut und seine Mitarbeiter*innen über Wasser. Im Herbst 1946 bewilligt das Ministerium für Kultur und Erziehung des neu gegründeten Landes Württemberg-Baden einen Notetat. Bereits im Sommer 1945 laufen Gespräche mit der Technischen Hochschule (TH) Stuttgart über die Wiederaufnahme des Lehrbetriebs und den Wiederaufbau der Institutsgebäude in der Seestraße.
Die Bauarbeiten führen Studenten durch, die nur mit mehrmonatigen Arbeitseinsätzen einen der wenigen, begehrten Studienplätze erhalten. Im Februar 1946 nimmt die TH den Lehrbetrieb in provisorisch hergerichteten Räumen wieder auf, darunter auch die Kellerräume des KWI. Erst im Herbst 1947 ist das Hauptgebäude in der Seestraße weitgehend wiederhergestellt, der Wiederaufbau des Anbaus dauert bis Sommer 1949.
Fritz Förster ist nach Kriegsende besonders gefragt. Französische und amerikanische Spezialisten bemühen sich intensiv um die Mitarbeit des Wissenschaftlers. Im Winter 1945/46 arbeitet Förster zeitweilig für das französische Marineministerium. Als er versucht, den Abtransport seiner Abteilungseinrichtung nach Frankreich zu verhindern, kommt er für ein Jahr ins Gefängnis.
1948 gründet er in Eningen das „Institut Dr. Förster“, heute Foerster Group, das sich schnell zu einem weltweit gefragten Hersteller elektromagnetischer Prüfgeräte entwickelt. 1963 fliegt die erste Förster-Sonde mit der Mariner II ins All. Das Institut Dr. Förster ist das erste Spin-off des KWI nach dem Krieg und bis heute ein sehr erfolgreiches.